Wie mein Profilbild entstand in der schönsten Moschee von Schiraz

Ein bisschen wie Kinder auf Klassenfahrt

Wir hätten noch ewig mit Malik bei Tee zusammen sitzen können, doch irgendwann meldet sich die Erschöpfung des langen Tages. Eine außerordentlich herzliche Verabschiedung später gelangen wir zu einem der vielen Ausgänge des Basars und werden von einem Regenguss empfangen, der uns binnen Sekunden bis auf die Knochen durchnässt hätte. Also überbrücken wir den Weg zum Hotel mit einem Taxi. In unserem Zimmer angekommen streifen wir erschöpft die Tücher vom Kopf und lassen uns rückwärts auf die Betten fallen. Übermüdet, wie wir sind, macht sich Albernheit breit. Dazu reicht schon ein deutsches Wort wie „Käsefüße“, das jeder Übersetzung trotzt. Als wir dann noch zum wiederholten Male rätseln, warum die Bettdecken eigentlich grundsätzlich mit dem Verschluss nach oben zusammen mit dem Laken in den Rahmen gestopft werden, so dass man am Ende wie ein Gespenst unter zig Schichten auf der Matratze stehend kämpft – ist alles vorbei. Wir lachen Tränen und kippen letztlich ergeben unter verwurschtelten Lagen in einen tiefen Schlaf.

Bezaubernder Morgen in Schiraz

Der nächste Tag empfängt uns mit bestem Wetter. Als ich die Vorhänge beiseite ziehe, liegt Schiraz in der friedlichen Morgensonne vor mir.

Beim Frühstück bewundern wir anerkennend die Farbvielfalt, die dieses Hotel offenbar vollendet zum Programm erklärt hat. Und Elaheh genießt ihr typisches Lamm-Gericht, das mich bereits in Esfahan aus meiner sonst gewohnt offenen Bahn für kulinarische Offenheit gekegelt hat.

Meine Lieblingsmoschee des Irans

Unser erstes Ziel ist die pinke Moschee (Nasir-ol-Molk Moschee), deren Bilder ich bereits vor meiner Reise im Netz mit großen Augen bewunderte und unbedingt sehen wollte. Dank Malik wussten wir, dass der Besuch insbesondere in den Morgenstunden lohnenswert ist, da nur zu dieser Zeit das Sonnenlicht durch ihre wunderschönen Fenster ins Innere fällt und dabei ihren ganz besonderen Zauber entfaltet. Erbaut wurde sie Ende des 19ten Jahrhunderts und bis heute dient sie Gläubigen zu Gebetsstunden. Vor der Tür legt man die Schuhe ab und verfällt nach dem Betreten ganz automatisch in ehrfürchtige Stille.

Die Morgensonne taucht ihr Inneres durch die wunderbaren Fenster in ein Licht, dass es einem den Atem verschlägt. Ausnahmslos jeder – ob Tourist oder Betender – verharrt in leiser Bewunderung. Allenfalls leises Wispern ist wahrzunehmen. Niemand wagt, den Zauber zu stören. Man lässt sich an einer ihrer Säulen nieder, auch Elaheh und ich, um diese ganz besondere Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.

Als ich den Raum schließlich staunend abwandere, winkt mir eine junge Perserin zu. Ich gehe zu ihr und sie spricht mich auf Englisch an, ob man vielleicht Fotos von mir machen dürfe. Sie stellt sich als Nazanin vor, ist Studentin und begleitet ihren Dozenten, der als Fotograf unterwegs ist. Offenbar erinnere ich ihn an eine Frau, für deren Aufnahmen er ausgezeichnet wurde und Nazanin meint, ihnen seien meine schönen Augen aufgefallen. Ich fühle mich ein bisschen gebauchpinselt, finde sie sehr lieb und wittere außerdem die einmalige Gelegenheit, eine echt schöne Erinnerung mitzunehmen.

Also lasse ich mich gemäß der Anweisungen vor den Fenstern nieder und warte geduldig, bis die Sonne wieder hervorkommen mag. Ich harre eine geraume Weile aus, ehe sie wieder ihre Strahlen schickt und bleibe überwiegend mir selbst überlassen. “Just look, be as you are”, lautet die Anweisung. Also schaue ich in den bunten Glanz der Fenster, höre den Auslöser klicken und reagiere lediglich auf die ins Englische übersetzten Hinweise von Nazanin, wenn ich mich zu sehr verliere. “Just a little bit less smile!” Der Fotograf hält einfach drauf und ich bin gespannt, welchen Augenblick er wohl festhält.

So, nun wisst ihr auch, wie das Profilbild meines Blogs entstand. 😉 Der Fotograf löste sein Versprechen ein und ließ mir aus dem Iran per Mail das Ergebnis zukommen.

Spannende Einblicke durch neue Menschen

Er und Nazanin bleiben uns auch weiterhin erhalten als Begleiter, Ratgeber und Fahrer. Denn ab der pinken Moschee begleiten sie uns für eine Weile auf unserer Erkundungstour durch Schiraz, so dass Elaheh und mir auch mal schöne Bilder ohne Selfie-Chakater zu zweit zugute kommen.

Gemeinsam streifen wir durch die Moschee-Anlage, jeder für sich auf Motivjagd und durch einen Zufall plötzlich für eine Wegstrecke vereint.

Ohne sie hätten wir auch garantiert die herrlich charmante Überraschung in der nächsten Seitengasse nicht entdeckt …

Diese Anekdote sowie weitere Details eines wahrhaft einzigartigen Tages erwarten euch in meinem nächsten Beitrag.

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